Making macht Schule

Was „Making“ ist und warum es dabei um mehr geht als 3D-Drucker und Schneideplotter: Das erklärt Cornelia Epprecht in ihrem Blogpost.
Cornelia Epprecht

In der heutigen Welt, in der viele Dinge auf Knopfdruck verfügbar sind, ist der Akt des Selbermachens zu etwas Besonderem geworden. Gleichzeitig ist es heute einfacher denn je, mit erschwinglichen digitalen (und analogen) Tools kreative, neu- und einzigartige Produkte selbst herzustellen. Neben dem Reiz, massgeschneiderte Produkte in Eigenregie zu entwickeln, kann durch „Selber Machen“ und „Upcycling“ auch Geld gespart und ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung geleistet werden. 

Was ist Making?

Making ist im Prinzip nichts Neues: Mit der fortschreitenden Digitalisierung wird lediglich die Idee des Selbermachens („Do it yourself“) mit digitalen Tools und neuartigen Verfahren erweitert („digital do it yourself“). Neben Schraubenzieher, Nähmaschine und Messer kommen Digitalkamera, programmierbare Mini-Computer oder 3D-Scanner hinzu. Aber es sind längst nicht nur die eingesetzten Tools, die digital sind. Auch der Austausch in der Maker-Community geschieht über digitale Kanäle: über einschlägige Foren, „How-To-Videos“ und Blogbeiträge teilen Maker ihr Wissen mit der Welt. Die Motivation dahinter bleibt gleich. Im „Maker Movement Manifesto“ weist Mark Hatch u.a. darauf hin, dass Menschen „machen, kreieren und sich ausdrücken müssen, um sich vollständig zu fühlen“ (Hatch, 2013). Er nennt Aktivitäten wie Teilen, Geben, Lernen, Spielen, Mitmachen und Unterstützen als wichtige Aspekte der Making-Philosophie.

Die Vorteile von Makerspaces

Mittlerweile gibt es über die ganze Welt verteilt viele offene Mitmach-Werkstätten, sogenannten „Makerspaces, „FabLabs“ oder „Hackerspaces“, die auf dieser Philosophie aufbauen. Darin geht es nicht nur um das Tüfteln und die Erzeugnisse, sondern immer auch um die Menschen, den Austausch und das von- und miteinander Lernen. Nicht selten kommt es vor, dass darin auch Freundschaften oder gemeinsame Geschäftsideen entstehen.

Durch das Ausprobieren verschiedener Materialien und Methoden können wir alle neue Techniken erlernen und die eigenen Fähigkeiten erweitern. Oftmals wird an eigenen Ideen und Projekten gearbeitet. Die Beschäftigung mit auftretenden Fragen und Problemen ist in der Regel intrinsisch motiviert und direkt auf die Praxis bezogen. Das „Scheitern als Chance“ spielt dabei eine wesentliche Rolle: Fehler zu machen hilft, genauer hinzuschauen, weiterführende Recherchen vorzunehmen, sich mit Anderen auszutauschen, neue Ansätze zu probieren und sich weiterzuentwickeln.

Making und Unterricht

Making eignet sich aus den oben genannten Gründen sehr gut für den Unterricht. Neben der Arbeit an personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen bieten insbesondere fächerübergreifende Making-Aktivitäten Lerngelegenheiten, um sich mit technologischen Entwicklungen und deren Konsequenzen auf die Gesellschaft aus unterschiedlichen Perspektiven auseinanderzusetzen: Neben der Frage „wie nutze ich das?“ beschäftigen sich Lernende jeweils auch mit den Fragen „wie funktioniert das?“ und „wie wirkt das auf mich und die Gesellschaft?“ (vgl. Dagstuhl-Dreieck)

Auch bildungspolitisch erhält die Maker-Bewegung Unterstützung durch Positionen, welche die Bedeutung von Innovation und Kreativität bzw. Technologie-Expertise für sogenannte „Wissensgesellschaften“ betonen. Nicht nur Ausbildungsbetriebe müssen sich der Frage stellen, auf welche Zukunft sie die Lernenden vorbereiten wollen und welche Kompetenzen sie dazu benötigen. Making bietet Ansätze, wie man diesen Fragen begegnen könnte.

Making als „Tüfteln“, „Experimentieren“, „Selber-Machen“ ist durch eine hohe Freiheit im Lern- und Lehrprozess gekennzeichnet. In Zusammenhang mit naturwissenschaftlichen Fächern oder Gestalten können motivierende, fächerverbindende und fächerübergreifende Angebote entstehen. Technisches Verständnis, kreatives Problemlösen und handwerkliches Geschick werden dabei kombiniert.

Unterstützung für die Umsetzung von Making an Ihrer Schule

Klingt gut und schön, aber… Wie können solche Lerngelegenheiten im Unterricht, in der Schule geschaffen werden? Welche zeitlichen, personellen oder materiellen Ressourcen sowie methodisch-didaktischen Konzepte benötigt das Lernen in einem Makerspace? Und wie verändern sich Aufgaben und das Rollenverständnis der Lehrperson? Dazu liefert das Framework „Making macht Schule“ der PH St. Gallen einige Antworten oder Denkanstösse. Wer sich darin vertiefen will, findet an der PHBern ein zweitägiges Weiterbildungsangebot, passend zu diesem Thema.

Auch die Mitarbeitenden vom XR Medienzentrum an der PHBern haben sich diesen Fragen gestellt. Unter anderem ist das Projekt „maker corner“ entstanden: Ein offener Makerspace der PHBern am Helvetiaplatz. Hier können Lehrpersonen experimentieren, ausprobieren, Fragen stellen und so Sicherheit im Umgang mit 3D-Drucker, Microcontroller und co. gewinnen. Mit online verfügbaren Unterrichtsideen, Anleitungen und didaktischen Hinweisen wird das Unterstützungsangebot ergänzt. Die dazu notwendigen Tools können kostenlos bei der Mediothek ausgeliehen werden. In Kombination mit an den Schulen vorhanden Geräten (Nähmaschinen, Bohrmaschinen, Mikroskope, etc.), kann damit bereits ein einfacher „Raum“ für Making eingerichtet werden. Wie steht es um Making an Ihrer Schule?

maker corner
Maker Corner 4
Maker Corner 3
Maker Corner 2
Maker Corner 1
Der Beitrag gibt die Sicht der Autorin bzw. des Autors wieder.
Cornelia Epprecht ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der Pädagogischen Hochschule PHBern.

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