Professionelles Lernen: die Grundlage einer guten Schule für alle

Als Lehrperson tätig zu sein, heisst auch immer, Lernende/Lernender zu sein. Die PHBern unterstützt Lehrpersonen und Schulleitungen in ihrem professionellen Lernen mit vielfältigen Weiterbildungen und Dienstleistungen.

Die gesellschaftlichen, ökologischen, ökonomischen, technologischen, epistemologischen und kulturellen Veränderungen erfordern von Lehrpersonen, sich laufend weiterzuentwickeln. Denn Lehrpersonen nutzen die aktuellen Technologien und Erkenntnisse, kontextualisieren die zu vermittelnden Kompetenzen immer wieder neu und sind täglich mit den vielfältigen Veränderungen in der Schule und im Unterricht konfrontiert. Diese Dynamik im Lehrberuf ist für Lehrpersonen herausfordernd und motivierend.

Das professionelle Lernen ist eine wichtige Voraussetzung, dass Lehrpersonen über alle Veränderungen hinweg, ihren eigenen Arbeitsalltag souverän gestalten und zusammen mit Kolleginnen und Kollegen verschiedenster Professionen alle Schülerinnen und Schüler zu einer eigenständigen und selbstverantwortlichen Lebensführung befähigen können.

Das professionelle Lernen von Lehrpersonen erfolgt einerseits im Rahmen der eigenen reflektierten Praxis an der Schule und im Unterricht und anderseits durch Impulse von aussen. Die Impulse können aus dem eigenen professionellen Netzwerk, aus der einschlägigen Literatur, Blogs, den sozialen Medien oder formaler (organisierter) Weiterbildungen kommen.

Angebote der PHBern

An der PHBern werden mehrere Typen von Weiterbildungen angeboten, die das professionelle Lernen in unterschiedlichster Weise unterstützen:

  • Der erste Typ an Weiterbildung soll dem Erhalt der Handlungskompetenz als Lehrperson dienen. Um à jour zu bleiben, müssen Lehrpersonen laufend ihr Set an Handlungskompetenzen anpassen und erweitern. Hierfür stehen den Lehrpersonen eine breite Vielfalt an Kursen zur Verfügung.
  • Der zweite Typ an Weiterbildungen dient der Professionalitätsentwicklung. Lehrpersonen steigen nach dem Studium als Novizinnen und Novizen in den Lehrberuf ein und müssen sich über die Zeit zu Expertinnen und Experten in ihrer Profession entwickeln. Diese Professionalitätsentwicklung ist ein fundamentales Element des Selbstverständnisses von Lehrperson. D.h. Lehrpersonen streben danach, immer besser zu werden bzw. die bestmögliche Lehrperson zu sein. Sie tun das, was sie auch von ihren Schülerinnen und Schüler verlangen, sie lernen. In diesem Prozess unterstützt die PHBern Lehrpersonen durch spezifische Weiterbildungs- und Dienstleistungsangebote. Mit zunehmender Expertise übernehmen die Lehrpersonen auch innerhalb des Kollegiums eine andere und bedeutungsvollere Rolle.
  • Der dritte Typ an Weiterbildungen umfasst Angebote, die der individuellen Laufbahnentwicklung von Lehrpersonen dienen. Laufbahnen oder Karrieren im Lehrberuf ist mehr als der vertikale „Aufstieg“ zur Schulleiterin oder Schulleiter. Karrieren im Lehrberuf sind verschnörkelt mit horizontalen, vertikalen oder diagonalen Bewegungen. So können Karrieren zu Expertise in einem spezifischen Themenbereich (z.B. Fachdidaktik), zu neuen Rollen wie Klassenlehrperson, Klassenassistenz oder pädagogischem ICT Support, zu verschiedenen Kontexten (z.B. Stadt, Land, grosse, kleine Schule) oder zu mehr Verantwortung als Fach- oder Stufenverantwortliche/r führen. In der Regel sind es die Weiterbildungslehrgänge (CAS, DAS, MAS), welche Laufbahnentwicklungen begünstigen und unterstützen.
  • Der vierte Typ an Weiterbildungen bezeichnen wir als Persönlichkeitsentwicklung. Auch Lehrpersonen sind nicht per Definition einfach emotional, kulturell, sozial, kommunikativ, analytisch, usw. intelligent. Auftrittskompetenzen, Selbstvertrauen, Gelassenheit, Weisheit, Gesundheit usw. können wesentlich durch eine Persönlichkeitsentwicklung erhöht und gestärkt werden. Persönlichkeitsmerkmale können zwar in den Anlagen kaum verändert werden und dennoch können mit Hilfe von geeigneten Weiterbildungen Lehrpersonen aufgeschlossener, extravertiert, emphatischer, emotional stabiler werden.
  • Schliesslich bietet die PHBern Weiterbildungen an, die sich nicht an Individuen, sondern an Teams oder ganze Kollegien an einer Schule richten. Dabei sind die Schul- und Unterrichtsentwicklung ebenso im Fokus wie die Themen der Integration, Tagesstrukturen, Schulklima oder das Wohlbefinden der Schülerinnen, Schülern und der Mitarbeitenden der Schule (Lehrpersonen, Schulsozialarbeit, Administration, Hausdienst).

Weiterbildung erhöht die Unterrichtsqualität

Das professionelle Lernen von Lehrpersonen und Schulleitenden erhöht die Unterrichtsqualität (Output) und somit die Leistungen der Schülerinnen und Schüler (Outcome), was zu einem positiven Impact führt, und zwar u.a. zu einem höheren künftigen Lebenseinkommen der Schülerinnen und Schüler, zu tieferen Gesundheits- und Sozialkosten, zu einer höheren Partizipation an der demokratischen Gesellschaft usw. Weiterbildungen erhöhen aber auch das Wohlbefinden der Lehrpersonen (Output), was zu einer höheren Motivation und zu einer längeren Verweildauer im Lehrberuf führt (Outcome), was den Impact hat, dass mehr erfahrene und kompetente Lehrpersonen unterrichten, was wiederum die Unterrichtsqualität erhöht usw.

Es ist daher mehr als verständlich, dass Lehrpersonen nicht nur ein Recht auf Weiterbildungen, sondern auch eine Weiterbildungspflicht haben. Nur mit stetiger Weiterentwicklung der Lehrpersonen, Schulleitungen und Schulen, kann die gute Schule für alle sichergestellt werden. Es ist der Auftrag der PHBern, Lehrpersonen und Schulleitende in ihren vielfältigen Weiterbildungsaktivitäten zu unterstützen. Auf diesem Blog werden künftig inhaltliche Beiträge für Lehrpersonen und Schulleitungen erscheinen, die auch einen Beitrag zum professionellen Lernen leisten sollen.

Der Beitrag gibt die Sicht der Autorin bzw. des Autors wieder.
Jürg Arpagaus ist Leiter des Instituts für Weiterbildung und Dienstleistungen der Pädagogischen Hochschule PHBern.

2 Antworten

  1. ‚Es ist daher mehr als verständlich, dass Lehrpersonen nicht nur ein Recht auf Weiterbildungen, sondern auch eine Weiterbildungspflicht haben.
    Célestin Freinet hat den Begriff ‚praticien chercheur, praticienne chercheuse‘ geschaffen. Lehrpersonen sind Praktiker/innen und Forschende gleichzeitig. Ein Rollen-und Berufsverständnis, das entsprechende Rahmenbedingungen verlangt: basisorientierte Strukturen, als Grundlagen der direkten Demokratie. (Balance zwischen bottom up und top down). Lehrpersonen werden ernst genommen, angehört, und als wichtige Träger/innen von Weiterentwicklungen angesprochen.
    ‚Weiterbildungspflicht‘ kann unnötige Widerstände und damit verbundene Machtspiele auslösen.

  2. “Als Lehrperson tätig zu sein, heisst auch immer, Lernende/Lernender zu sein.” Stimmt. Unabdingbare Voraussetzung dafür ist resp. sind PLE – persönliche Lernumgebungen. Eine dieser PLE ist webbasiert. Sie kann wann und wo und mit wem immer unterhalten werden. Es ist mir absolut schleierhaft, wie PHs einerseits das Lernen auch für Lehrpersonen einfordern, andererseits aber die PLE als unabdingbare Voraussetzung fürs orts-, zeit- und lernpartner-unabhängige Lernen offen ablehnt.

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  1. ‚Es ist daher mehr als verständlich, dass Lehrpersonen nicht nur ein Recht auf Weiterbildungen, sondern auch eine Weiterbildungspflicht haben.
    Célestin Freinet hat den Begriff ‚praticien chercheur, praticienne chercheuse‘ geschaffen. Lehrpersonen sind Praktiker/innen und Forschende gleichzeitig. Ein Rollen-und Berufsverständnis, das entsprechende Rahmenbedingungen verlangt: basisorientierte Strukturen, als Grundlagen der direkten Demokratie. (Balance zwischen bottom up und top down). Lehrpersonen werden ernst genommen, angehört, und als wichtige Träger/innen von Weiterentwicklungen angesprochen.
    ‚Weiterbildungspflicht‘ kann unnötige Widerstände und damit verbundene Machtspiele auslösen.

  2. “Als Lehrperson tätig zu sein, heisst auch immer, Lernende/Lernender zu sein.” Stimmt. Unabdingbare Voraussetzung dafür ist resp. sind PLE – persönliche Lernumgebungen. Eine dieser PLE ist webbasiert. Sie kann wann und wo und mit wem immer unterhalten werden. Es ist mir absolut schleierhaft, wie PHs einerseits das Lernen auch für Lehrpersonen einfordern, andererseits aber die PLE als unabdingbare Voraussetzung fürs orts-, zeit- und lernpartner-unabhängige Lernen offen ablehnt.

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