Aus dem Alltag der Schule ein Quartal lang aussteigen und die Berufskompetenz stärken

Was der Vorteil einer Langzeitweiterbildung über ein ganzes Quartal hinweg ist, erfahren Sie in diesem Beitrag, der einen Einblick in das Angebot „Q2 Berufskompetenz“ der PHBern bietet.

Die Entlastung von der Unterrichtsverantwortung ermöglicht es Lehrpersonen, vertieft über das eigene Berufshandeln nachzudenken, Zusammenhänge besser zu erkennen und ein tieferes Verständnis ihrer Profession zu erlangen. Hier setzen Langzeitweiterbildungen wie die Intensivweiterbildung «Q2 Berufskompetenz» der PHBern an. Der nachfolgende Text gibt einen Einblick in diese Weiterbildung.

Intensivwoche

Die Intensivweiterbildung «Q2 Berufskompetenz» startet mit einer Intensivwoche in einem Seminarzentrum – weit weg vom beruflichen Alltag. Zentrales Ziel am Anfang der 11wöchigen Weiterbildung ist, die Handlungsfähigkeit der Kursgruppe zu erlangen und das gegenseitige Vertrauen zu stärken. Die Initiative zum Malen des oben abgebildeten Wandgemäldes ging von einer Gruppe der Teilnehmenden aus, die die Aufgabe hatte, ein halbstündiges, gemeinschaftsbildendes Element des Kurses zu gestalten. Im Verlauf der Intensivweiterbildung werden immer wieder die Ressourcen der Teilnehmenden genutzt, um die kollegiale Kooperation zu fördern und Zusammenarbeit in heterogenen Teams zu stärken.

Berufskompetenz stärken - konkret und vielfältig

Mit der zweiten Kurswoche beginnt die Arbeit an der PHBern.

***

Einblick in einen fiktiven Arbeitstag:

Eine Person steht vor dem Kursraum und wartet auf Einlass, um mit ihren Kolleginnen und Kollegen ein lebendes Memory zu spielen. Die Gruppe im Kursraum hat Paare gebildet und sich im Raum aufgestellt. Nun muss die eingetretene Person die Paare finden – nicht ganz einfach, zumal sich alle im Raum bewegen. Eine Kursteilnehmerin hat das Spiel aus ihrem Schulalltag für die Gruppe mitgebracht. Im Anschluss werden Möglichkeiten zur Variation und zum Einsatz im Unterricht diskutiert.

Es folgt ein Input des Dozenten zum Thema Unterrichten. Mit einer kooperativen Lernmethoden erarbeiten die Teilnehmenden Kriterien für guten Unterricht. Zwischendurch wird immer wieder ausgetauscht und mit Reflexionsfragen auf die Metaebene gewechselt: Wie könnte die gerade erlebte kooperative Lernmethode in deinem Unterricht aussehen? Setzt du andere Formen des kooperativen Lernens ein? Wie könnte die Umsetzung in den jeweiligen Zyklen aussehen?

Vor dem Mittagessen wird der Nachmittag geplant und strukturiert. Atelierarbeit steht auf dem Programm: Heute stellt eine Teilnehmerin kompetenzorientierte Aufgaben aus dem Fachbereich Gestalten vor. Die am Thema Interessierten stellen Fragen, diskutieren die Aufgaben und machen sich Notizen. Eine andere Gruppe vertieft die Themen des Vormittags, liest Texte zu den Qualitätsmerkmalen des Unterrichts und tauscht sich darüber aus. Am späteren Nachmittag gibt die Dozentin einen zusätzlichen Input zur Spieldidaktik. Dabei wird auch das Spiel vom Vormittag besprochen und eingeordnet. Parallel dazu diskutieren die Lehrpersonen der anderen Zyklen fachdidaktische Fragen des Deutschunterrichts und tauschen Materialien und Ideen aus. Anregungen dazu haben sie bei einem Schulbesuch in einer Sprachheilschule erhalten. Zwei weitere Personen schauen sich gemeinsam einen Videoausschnitt aus dem eigenen Unterricht an und analysieren das Gesehene anhand von Leitfragen. Dabei orientieren sie sich an den Qualitätskriterien für guten Unterricht, die sie im Input des Dozenten erarbeitet haben.

Der Tag endet mit einem kurzen Rückblick auf die Atelierarbeit und einem Ausblick: In der kommenden Woche werden sich die Teilnehmenden drei Tage lang intensiv mit ihren Werten und Haltungen auseinandersetzen und herausfinden, was sie als Lehrperson prägt und ausmacht. Letzte organisatorische Fragen werden geklärt und die Gruppe in den Feierabend entlassen.

***

In der Zeit zwischen den Inputs erfahrener Dozierender sind die Teilnehmenden – je nach Pensum – mit ihren eigenen Fragestellungen unterwegs und arbeiten an thematischen Schwerpunkten auf der Basis des Berufsauftrags. Während der individuellen Arbeitszeit erleben sie exemplarisch Selbststeuerung und können die Erfahrungen später auf den eigenen Unterricht, ihre Erwartungen zur Selbststeuerung an die Schülerinnen und Schüler übertragen. Lernstrategien und Methoden für die Arbeit in der Schule und deren Bedeutung sind wiederum Teil der Inputs der Dozierenden. So verschränken sich eigene Erfahrungen mit theoretischem Hintergrundwissen und Praxisbezug.

Intensivweiterbildung Q2 im Überblick

Während elf Wochen geben die Lehrpersonen die Klassenverantwortung ab und setzen sich mit vielen Facetten des eigenen beruflichen Handelns auseinander. In zwei Intensivwochen, zwei Kurstagen pro Woche an der PHBern, Wahlangeboten, Beratungen und individuell gestalteter Arbeitszeit tauchen sie in Themen rund um ihren Beruf ein. Auf dem Programm stehen unter anderem Kommunikation, Zusammenarbeit, Unterrichtsgestaltung, Klassenführung, eigene Werte und die Rolle als Lehrperson. Die Teilnehmenden nutzen diesen Raum für persönliche Entwicklungsschritte. Die Gruppe und das Leitungsteam unterstützen sie dabei.

Die Intensivweiterbildung Q2 beginnt mit einer umfassenden Standortbestimmung, deren Ziel es ist, sich der eigenen Stärken, des Wertes der in vielen Berufsjahren gesammelten Erfahrungen bewusst zu werden. Anschliessend wird dieses Erfahrungswissen mit Methoden, Theorien und neuem Wissen verknüpft und erweitert. Die intensive Auseinandersetzung führt schliesslich zum persönlichen Berufskonzept als Zielpunkt der Kursarbeit mit Aktionsplänen für die Umsetzung in der Praxis. Dieser Transfer dauert ein Jahr, die Gruppe trifft sich in dieser Zeit unter Anleitung der Kursleitung mehrmals, um sich über die Umsetzung der Pläne und die Herausforderungen im Beruf auszutauschen.

Eine ehemalige Teilnehmerin schrieb am Schluss der Weiterbildung:
«Mein Vertrauen in meine beruflichen Kompetenzen ist gewachsen, weil ich Zeit, Raum und fachliche Begleitung hatte, um meinen Berufsalltag zu reflektieren.»

Infobox

Der Beitrag gibt die Sicht der Autorin bzw. des Autors wieder.
Andrea Meuli ist Dozent am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der PHBern.
Gabrielle Friolet ist Dozentin am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der Pädagogischen Hochschule PHBern.

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