Aller Anfang ist yeah!

In der Planungs- und Orientierungswoche der PHBern beginnen 347 junge Lehrpersonen bereits in der ersten Sommerferienwoche mit der Planung des neuen Schuljahres. Wie gehen sie diesen Berg von neuen Aufgaben an und was kann zum Gelingen des Berufseinstieges beitragen?
Stephan Wehrli

Ein Anfang bedeutet immer, sich auf Neues und Unbekanntes einzulassen. Das kann viel Vorfreude und Zuversicht aber auch Unsicherheiten und Ängste auslösen. Als Berufseinsteigende:r muss man plötzlich viele Dinge tun, die man trotz fundierter Ausbildung noch nie gemacht hat. Man ist vielleicht unsicher, ob man die neuen Anforderungen auch wird bewältigen können. Und vor allem stellt sich auch die Frage: Womit soll ich beginnen? Mit einem Fach, mit Jahresplanungen, mit der Zimmereinrichtung, mit Ritualen oder der Planung von Beziehungsarbeit, mit Elterninformationen, …? Schnell türmt sich ein ganzer Berg von «to do’s» auf und mit jedem erledigten Punkt kommen neue Tasks dazu – zumindest zu Beginn. Mit welchen Strategien gehen junge Lehrpersonen diese immense Komplexität von Aufgaben an?

Sicherheit und Zuversicht beim Berufseinstieg stärken

Aline hat soeben ihr Studium beendet und startet mit einem Pensum von 80% in ihr erstes Berufsjahr: «Vor der Planungs- und Orientierungswoche war ich noch recht verloren!» Sie ist mit ihrer künftigen Stellenpartnerin hier und hat sich mit zwei weiteren Berufseinsteigenden zusammengeschlossen, um die Planung gemeinsam anzugehen: «Wir haben uns zuerst einen Überblick verschafft und entschieden, dass wir in den Fächern Math und Französisch, in denen es fixe Lehrmittel und Jahresplanungen gibt, einfach mal den Vorgaben des Lehrmittels folgen wollen.» Die restlichen Fächer und die NMG-Themen haben sie mal untereinander aufgeteilt und planen nun kooperativ. «Dabei konnten wir auch sehr von den Teilnehmenden profitieren, die bereits ein oder mehrere Jahre Berufserfahrung haben. Alle teilen hier sehr freigiebig alles, was sie schon aufgearbeitet haben und wir konnten sehr profitieren und wurden auch sehr gestärkt dabei». Die Planungs- und Orientierungswoche verfolgt genau diese Ziele: Sie soll in einer guten Arbeitsatmosphäre die Sicherheit und vor allem die Zuversicht beim Berufseinstieg stärken, einen regen Austausch mit anderen Menschen in der gleichen Situation ermöglichen. Das Dozierendenteam «Berufseinstieg» des Instituts für Weiterbildung und Dienstleistung bietet zusätzlich die nötige Unterstützung bei fachlichen oder auch persönlichen Herausforderungen.

Übung macht die Meisterin/den Meister

Sarina ist bereits zum dritten Mal mit dabei und freut sich schon sehr auf das nächste Schuljahr. Sie hat sich für dieses Jahr den Schwerpunkt gesetzt, das Churer Modell auf ihre neue erste Klasse anzupassen: «In der ersten Planungswoche habe ich noch viel zu detailliert geplant und sehr viele Dinge vorbereitet, die ich dann gar nicht brauchen konnte. Inzwischen weiss ich, dass die Planung rollender stattfinden muss, wenn sie den individuellen Bedürfnissen der Schüler*innen gerecht werden will!» Berufseinsteigenden Lehrpersonen rät sie erstens, das Rad nicht neu zu erfinden, sondern sich mal an die empfohlenen Lehrmittel zu halten. Zweitens empfiehlt sie, Hilfe zu holen und immer nachzufragen bei Mentoratspersonen, Kolleg*innen und Schulleitung. Und nicht zuletzt sei es wichtig, die Ferien in der Agenda festzulegen und auch wirklich Ferien zu machen. «Dadurch kann ich mich wirklich erholen und auch die für die Vorbereitung eingeplante Zeit viel effizienter nutzen.»

Kooperation und Erfahrungsaustausch sind echte Ressourcen

Christine kommt schon zum sechsten Mal in die Planungs- und Orientierungswoche und ist deshalb eine grosse Ressource für Neueinsteigende. Auch sie sagt: «Wenn ich hier bin, dann ist klar, ich kann hier intensiv arbeiten und danach kann ich dann richtig Ferien machen. Sonst bin ich die ganzen Ferien lang gestresst.» Mit ihrer Berufserfahrung ist sie für viele Neueinsteigenden eine grosse Ressource, teilt Material und gibt wichtige Tipps zu allen möglichen Themen des Schulalltags.

Vertiefungsangebote für den Berufseinstieg

Nebst der Planungs- und Orientierungswoche bietet das Team Berufseinstieg auch in den Herbst- und Frühlingsferien mit dem Boxenstopp I und IV zwei weitere Angebote zur begleiteten Unterrichtsplanung an. Dazu kommen verschiedene Coaching- und Supervisionsangebote sowie mit dem Boxenstopp II und III zwei Vertiefungstage mit thematischen Schwerpunkten wie Klassenführung, Zusammenarbeit mit Eltern oder auch Beurteilung.

Manuela Keller Schneider schreibt in ihrem Buch «Impulse zum Berufseinstieg» (2022): «Der Übergang in die eigenverantwortliche Berufstätigkeit kann nicht reibungslos verlaufen, sondern muss aktiv bewältigt werden». Die Angebote des Teams Berufseinstieg unterstützen und stärken die jungen Lehrpersonen darin, die beruflichen Herausforderungen eigenverantwortlich und kompetent anzupacken. So kann aus einem «Aller Anfang ist schwer» ein «Aller Anfang ist Yeah!» werden.

Der Beitrag gibt die Sicht der Autorin bzw. des Autors wieder.
Stephan Wehrli ist Dozent am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der Pädagogischen Hochschule PHBern.

Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ähnliche Artikel

Was Weiterbildungen mit Netzwerken verbindet

Weiterbildungen fördern nicht nur den Erwerb von Kompetenzen, auch für die Knüpfung von beruflichen Beziehungen sind sie von unschätzbarem Wert.

Fünf Gründe für das Draussenlernen in der Weiterbildung

Von kreativem Denken bis zu nachhaltigem Handeln: das Lernen draussen in der Natur hat zahlreiche Vorteile. Warum sich das Draussenlernen nicht nur für Kinder und Jugendliche lohnt, sondern auch in der Erwachsenenbildung gewinnbringend ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Aus dem Alltag der Schule ein Quartal lang aussteigen und die Berufskompetenz stärken

Was der Vorteil einer Langzeitweiterbildung über ein ganzes Quartal hinweg ist, erfahren Sie in diesem Beitrag, der einen Einblick in das Angebot „Q2 Berufskompetenz“ der PHBern bietet.

Ähnlicher Artikel

Was Weiterbildungen mit Netzwerken verbindet

Weiterbildungen fördern nicht nur den Erwerb von Kompetenzen, auch für die Knüpfung von beruflichen Beziehungen sind sie von unschätzbarem Wert.

Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert