Informationsfreiheit – der Schlüssel zu Bildung, Demokratie und freiem Wissen

Wie hängen Informationsfreiheit, Bildung und Demokratie zusammen – und welche Rolle spielen Bibliotheken dabei? Gabriel Poffet, Lernender in der Mediothek der PHBern, hat dazu recherchiert und ein sichtbares Zeichen für freien Zugang zu Wissen gesetzt.

Die Mediothek der PHBern bildet regelmässig Fachleute Information und Dokumentation aus. Dabei lernen sie die verschiedenen Fachbereiche und deren Tätigkeiten im XR-Medienzentrum kennen. Im Fachbereich Medien online arbeiten die Lernenden selbstständig an Aufträgen, die sich an ihren zu lernenden Handlungskompetenzen orientieren. Es werden gesellschaftlich relevante Themen aufgegriffen, die für Bibliotheken und Dokumentationsstellen von aktueller und signifikanter Relevanz sind. Ein solches Thema ist die Informationsfreiheit, die auch für das Leitthema „Bildung und Demokratie” des Instituts für Weiterbildung und Dienstleistungen (IWD) von grosser Bedeutung ist.

Der Lernende Gabriel Poffet hat sich diesem Thema gewidmet und zunächst eine Recherche zur Informationsfreiheit durchgeführt. Dabei hat er Definitionen, gesetzliche Grundlagen, aktuelle Entwicklungen und den Bezug zum Leitthema „Bildung und Demokratie” erfragt.

Hier zusammenfassend die Ergebnisse der Recherche:

Was bedeutet eigentlich Informationsfreiheit?

In einer Welt, die von einem stetig wachsenden Informationsfluss geprägt ist, wird die Informationsfreiheit zu einem der zentralen Pfeiler unserer Gesellschaft. Sie garantiert jedem Menschen das Recht, frei und uneingeschränkt auf Wissen, Meinungen und Informationen zuzugreifen – ein Grundrecht, das in der Schweizer Bundesverfassung (Art. 16) verankert ist. Doch wie genau wirkt sich dieses Recht auf unser Leben, insbesondere auf Bildung, Demokratie und die Arbeit von Bibliotheken aus?

Informationsfreiheit als Fundament von Bildung

Bildung beginnt mit der Möglichkeit, sich zu informieren. Ohne freien Zugang zu Wissen bleibt Lernen oberflächlich, selektiv – und in letzter Konsequenz ungerecht. Informationsfreiheit ermöglicht es Menschen, selbstbestimmt zu lernen, kritisch zu hinterfragen und eigene Standpunkte zu entwickeln. Sie sichert die Chancengleichheit, da jede Person – unabhängig von Herkunft oder sozialem Status – Zugang zu Lernmaterialien, wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlich relevanten Informationen erhält.

Ein eingeschränkter Zugang hingegen fördert soziale Ungleichheit und gefährdet Innovation und Entwicklung. Nur durch uneingeschränkten Zugang zu Informationen kann ein Bildungssystem entstehen, das Vielfalt, Kreativität und freie Meinungsbildung ermöglicht.

Informationsfreiheit ermöglicht es Menschen, selbstbestimmt zu lernen, kritisch zu hinterfragen und eigene Standpunkte zu entwickeln.
Silvia Sterchi, Wissenschaftliche Mitarbeiterin PHBern

Demokratie lebt von informierten Menschen

Eine demokratische Gesellschaft ist auf Menschen angewiesen, die informiert und kritisch urteilsfähig sind. Informationsfreiheit schützt uns vor Zensur, Manipulation und Desinformation. Nur wer Zugang zu verlässlichen Informationen hat, kann sich aktiv an politischen Prozessen beteiligen, gesellschaftliche Entwicklungen mitgestalten und Verantwortung übernehmen.

Transparenz in Regierung und Verwaltung ist nur durch eine offene Informationspolitik möglich. So schafft Informationsfreiheit Vertrauen in demokratische Institutionen und schützt unsere Grundrechte.

Doch nun zurück zu Gabriel, den dieses Thema insbesondere im Hinblick auf Bibliotheken interessiert hat. In seinem Lernbericht hat er Folgendes festgehalten: „Vor diesem Auftrag war mir nicht bewusst, dass die Informationsfreiheit in den USA so stark eingeschränkt wird und dass gewisse Bevölkerungsgruppen gezielt diskriminiert werden. Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema habe ich gelernt, meine Sichtweise differenzierter zu betrachten.“

Bibliotheken als Hüterinnen der Informationsfreiheit

Tatsächlich stehen Bibliotheken in den USA unter Druck. „Book Bans” und zunehmende Zensurversuche bedrohen die Vielfalt und Offenheit dieser Einrichtungen.  Ihre Aufgabe, Zugang zu Informationen sicherzustellen und als neutrale Orte des freien Zugangs zu Wissen, Bildung und Kultur zu fungieren, ist gefährdet. Werke, die sich mit Themen wie Gender, Rassismus oder politischen Ideologien auseinandersetzen, werden gezielt angeprangert, und Bibliotheken werden aufgefordert, sie aus den Beständen zu entfernen. Dies gefährdet nicht nur den Zugang zu kritischen Perspektiven, sondern auch die demokratische Kultur des Dialogs.

So lässt beispielsweise auch die Entlassung von Dr. Carla Hayden, der bisherigen Direktorin der Library of Congress, aufhorchen. Die Entlassung mit der Begründung, es befänden sich „unangemessene Bücher” im Bestand der Kinderbuchabteilung der Library of Congress, hat breite Diskussionen ausgelöst. Auch die Kritik an Dr. Haydens Engagement für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion wirft Fragen zur politischen Einflussnahme auf kulturelle und bildungspolitische Institutionen auf. Von Fachverbänden und Teilen der Öffentlichkeit wird diese Entwicklung als besorgniserregend eingestuft.

Gleichzeitig setzen Bibliotheken klare Zeichen des Engagements. Sie organisieren Veranstaltungen, Diskussionsrunden und Bildungsprogramme, engagieren sich auf politischer Ebene und arbeiten mit Organisationen zusammen, die sich für die Meinungsfreiheit einsetzen. So wird die Bibliothek zur Hüterin freier Wissensvermittlung, zu einem Ort der Reflexion und des Austauschs – unabhängig von Herkunft, Alter oder Weltanschauung.

Gabriel Poffets Engagement in der Mediothek

Gabriel Poffet hat im Rahmen seines Auftrags auch eine Präsentation zur Informationsfreiheit erarbeitet und durchgeführt. Als Symbol für die Informationsfreiheit entwickelte er ein 3D-Modell und einen Sticker mit einem Logo. Sein Modell, welches aktuell in der Mediothek ausgestellt ist, zeigt eine offene Hand mit einer Weltkugel und einer Taube – ein starkes Symbol für eine weltweit gedachte Informationsfreiheit. Der Sticker mit dem Slogan „Informationsfreiheit liegt in unseren Händen” bringt auf den Punkt, worum es geht: um das aktive Engagement der Gesellschaft – insbesondere der Bibliotheksmitarbeitenden – für den freien Zugang zu Wissen.

3D-Modell von Gabriel Poffet zur Informationsfreiheit

Gabriel drückt sein persönlich entwickeltes Engagement wie folgt aus:
„Ich setze mich dafür ein, dass jede Meinung gehört wird und kritische Inhalte nicht ausgegrenzt werden. Mein Modell soll die Kundschaft dafür sensibilisieren, dass Bibliotheken für Informationsfreiheit einstehen.“

Fazit: Engagement für eine offene Gesellschaft

Informationsfreiheit ist mehr als ein juristisches Prinzip – sie ist Voraussetzung für persönliche Bildung, gesellschaftliche Teilhabe und lebendige Demokratie. Bibliotheken sind dabei nicht nur Wissensspeicher, sondern aktive Verfechterinnen dieses Rechts. Sie schaffen Räume, in denen Diskussion möglich ist, und stellen sicher, dass Wissen für alle zugänglich bleibt.

Gerade in Zeiten wachsender Polarisierung, gezielter Desinformation und Einschränkungen im Bildungsbereich braucht es ein starkes Bekenntnis zur Informationsfreiheit. Es liegt an uns allen – ob Lernende, Bibliotheksmitarbeitende oder politisch Verantwortliche – sie zu schützen und zu fördern.

Mediothek der PHBern

Besuchen Sie die Mediothek online und entdecken Sie aktuelle Materialien, Veranstaltungen und Services:

Literatur

Dieser Blogbeitrag entstand unter Mitwirkung von Gabriel Poffet, Lernender PHBern.

Der Beitrag gibt die Sicht der Autorin bzw. des Autors wieder.
Silvia Sterchi ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der Pädagogischen Hochschule PHBern.

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