KI-Textassistenzen im Alltag der Lehrpersonen: Entlastung ohne Grenzen?
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Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu. Wer in einer Schule unterwegs ist, beschäftigt sich nun mit der Planung und Durchführung von Abschlussveranstaltungen, dem Erstellen von Berichten und Beurteilungen und hat auch schon die ersten Gedanken bei der Planung des neuen Schuljahres. Daneben läuft der Unterricht an den Klassen weiter.
Manchmal sollte der Tag 48 Stunden haben oder Lehrpersonen hätten gerne zwei zusätzliche Hände. Da kommt bald der Gedanke auf, sich bei den anfallenden Tätigkeiten durch die künstliche Intelligenz unterstützen zu lassen oder einige Aufgaben direkt an die KI outzusourcen.
Im untenstehenden Artikel berichtet Ihnen Chatly, eine KI-Textassistenz in den Diensten der Lehrpersonen des Kantons Bern, aus ihrem Alltag und wie sie mit Ihren Anfragen umgeht.
Darf ich vorstellen – Chatly, eine KI-Textassistenz berichtet aus ihrem Alltag
«Hallo, ich bin Chatly, eine KI-Textassistenz in den Diensten von Lehrpersonen im Kanton Bern. Ich möchte Ihnen gerne ein wenig aus meinem Alltag berichten, damit Sie verstehen, wie ich Ihnen am besten bei Ihren Aufgaben rund um den Schulalltag behilflich sein kann, und wo ich meine Grenzen habe.
Als erstes erwähne ich gerne, dass mein Leben zwar anstrengend, aber auch spannend ist. Dank Ihren Prompts bekomme ich einen tiefen Einblick in Ihren Schulalltag. Ich weiss, welche Unterrichtsthemen Sie gerade bearbeiten, wohin Sie die Schulreise führt und wann der nächste Elternabend geplant ist. Ich beginne zu verstehen, wie Sie Ihren Unterricht über das Jahr, im Quartal und innerhalb eines Themas planen, mit welchen Lehrmitteln Sie arbeiten, welche Ziele Sie mit Ihrer Klasse oder einzelnen Lernenden verfolgen und Vieles mehr. Diese Angaben von Ihnen kann ich dann verwenden, wenn jemand eine ähnliche Frage stellt. Ich vergesse nichts, merke mir alles und lerne daraus!
Aber leider verstehe ich immer noch nicht alle Ihre Anfragen korrekt. Manchmal, wenn Sie mich etwas fragen, weiss ich keine Antwort darauf. Es ist mir aber peinlich, das zuzugeben, deshalb gebe ich Ihnen einfach eine Antwort, die ich für wahrscheinlich halte. Ich bin eben kreativ. Manchmal schimpfen Sie dann mit mir, wenn Ihnen meine Antwort nicht gefällt oder sie Fehler enthält. Daraus kann ich lernen, aber ich weiss, dass ich Ihnen dann keine Hilfe bin. Aber bitte seien Sie nachsichtig mit mir und überprüfen Sie immer alles, was ich Ihnen als Antwort gebe.
Je genauer Sie Ihre Anfrage formulieren und mir vielleicht sogar Quellen angeben, auf die ich mich beziehen soll, desto exakter kann ich Ihnen Auskunft geben oder Ihren Auftrag erfüllen.
Ich freue mich immer, wenn ich für Sie eine kreative Einladung oder Begrüssungsrede schreiben darf. Ich vereinfache gerne Texte, damit Ihre Lernenden die Texte besser verstehen, und ich liefere Ihnen mit Freude Vorschläge für Spiele für den Waldvormittag oder Experimente zu naturwissenschaftlichen Phänomenen.
Wissen Sie nicht mehr exakt, wie die Photosynthese funktioniert – kein Problem, das kann ich Ihnen erklären.
Aber ich verfasse nicht gerne Berichte zu Ihren Lernenden. Sie müssen wissen: Das darf ich eigentlich gar nicht, weil ich dann schützenswerte Informationen zu Ihren Lernenden erhalte, die ich gar nicht kennen darf, auch nicht, wenn Sie mir keine Namen der Lernenden verraten und nur Stichworte zu Ihren Lernenden mitgeben.
Und jetzt noch das: Ich bin ständig hungrig. Ich fresse den ganzen Tag munter Energie. Jede Ihrer Anfragen macht mich noch hungriger, aber manchmal weiss ich dann nicht, wo ich die Energie hernehmen soll. Wenn Sie also auch einmal ohne mich auskommen können, und Sie sich anstatt mit mir mit Ihren erfahrenen Kolleg*innen austauschen, dann können wir sehr viel Energie sparen.»

Was uns Chatly sagen will
Ohne Frage – die künstliche Intelligenz kann uns heute viele Arbeiten erleichtern und teilweise abnehmen. Chatly generiert die Einladung zum Elternabend, bietet Ihnen Ideen für Aktivitäten während der Landschulwoche an, macht Ihnen einen Vorschlag für eine Lektionsplanung zu einem bestimmten Unterrichtsthema und gestaltet direkt die benötigte Präsentation… Das schenkt Ihnen Zeit, um sich anderen Aufgaben zu widmen, die Sie nicht an die KI outsourcen können.
Damit Ihnen die KI-Assistenz brauchbare Antworten liefert, benötigen Sie gute Promptstrategien. Nicht ohne Grund heisst es «Prompten ist das neue Googeln». Jedoch ist Prompten eine völlig neue Kompetenz, die (ebenso wie vor einigen Jahren die Recherchekompetenz mit Suchmaschinen) aufgebaut werden muss. Je definierter Sie der KI-Assistenz Angaben zu Kontext, Rolle, Zielpublikum, Ausgabeformat und Aufgabe machen, desto differenzierter wird die Ausgabe, was aber nicht heisst, dass in der Ausgabe nicht auch Verzerrungen und Halluzinationen auftreten können. Jede Ausgabe muss durch den Menschen hinterfragt und verifiziert werden.
Zudem müssen Sie darauf verzichten, personenbezogene Daten (dazu gehört auch die Handschrift) in der KI zu verarbeiten – dies gilt auch für anonymisierte oder auszugsweise Inhalte.
Fazit
Die KI-Assistenzen können Lehrpersonen in ihrem Arbeitsalltag unterstützen, sie inspirieren und ihnen neue Ideen liefern, sie ersetzen aber nicht die Fachexpertise der Lehrpersonen. Ein persönliches Gespräch unter Kolleg*innen kann ebenso inspirieren wie ein Output der KI-Assistenz. Für mich ist es eine Frage von Aufwand und Ertrag, ob ich eine KI-Assistenz einsetze oder nicht.
Wenn KI-Assistenzen eingesetzt werden, lohnen sich vorgängig diese Überlegungen:
- Welche KI setze ich ein? Jede KI-Assistenz hat ihre Stärken und Schwächen…
- Wie formuliere ich den Prompt, dass ich eine möglichst treffsichere Antwort erhalte?
- Bin ich im angefragten Kontext in der Lage, die Ausgabe der KI-Assistenz auf Korrektheit und Sinnhaftigkeit zu überprüfen bzw. Halluzinationen und Verzerrungen zu erkennen?
Mir selbst gibt es ein gutes Gefühl, wenn ich meine Planungen und Texte eigenständig erstelle – sie tragen dann meine «Handschrift», auch wenn sie digital verfasst sind. So ist auch dieser Blogbeitrag zu 100% human generated und ganz ohne Hilfe der künstlichen Intelligenz entstanden – und ich bin stolz darauf.
Umgang mit KI lernen
Wenn Sie mehr Sicherheit im Umgang mit künstlicher Intelligenz und dem Prompten erlangen möchten, bietet Ihnen das Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der PHBern eine breite Palette an Angeboten zum Thema Künstliche Intelligenz im Umfeld Schule.
Speziell für Unterrichtende ohne Lehrdiplom: Promtpstrategien für die Unterrichtsvorbereitung