Worum geht es, wenn vom „sprachsensiblen Unterricht“ die Rede ist?
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Erfreulicherweise weiss KI einiges über den sprachsensiblen Unterricht und die durchgängige Sprachbildung zu berichten. Sie schreibt, dass beides zentrale Konzepte sind, die darauf abzielen, sprachliche Hürden abzubauen und die Sprachkompetenz aller Schülerinnen und Schüler zu fördern. Weiter hält sie fest, dass es dabei um bewusste Integration von Sprache in alle Fächer geht und darum, den Lernenden den Zugang zu Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe zu erleichtern. Weiter erwähnt ChatGPT, dass es im sprachsensiblen Unterricht um den Aufbau von fachspezifischen Kompetenzen geht – um Fachbegriffe und komplexe Satzstrukturen – und um eine klare, strukturierte und verständliche Fachsprache, die schrittweise und didaktisch aufbereitet eingeführt wird.
Zur durchgängigen Sprachbildung schreibt ChatGPT, dass die Sprachförderung als dauerhafter Bestandteil des schulischen Lernprozesses etabliert werden soll und folgende Grundprinzipien beinhaltet: Kontinuität und Nachhaltigkeit, sprachliche Heterogenität berücksichtigen, Vernetzung von Sprachförderung im Fachunterricht, Kooperation von Lehrkräften. Beim sprachsensiblen Unterricht und der durchgängigen Sprachbildung geht es also um Bildungsgerechtigkeit und Chancenverteilung und darum, dass alle Lehrpersonen einer Schule es als ihre gemeinsame Aufgabe verstehen, die Sprache der Schülerinnen und Schüler vernetzt, kontinuierlich und kooperativ zu fördern.
Der sprachsensible Unterricht ist keine Erfindung von heute. Dies zeigt folgender persönliche Rückblick auf die vergangenen vier Jahrzehnte, in welchen ich auf verschiedenen Schulstufen und in diversen Aufgabengebieten rund um die schulische Bildung arbeitete. Zu Beginn meiner Lehrtätigkeit unterrichtet ich auf der Mittelstufe jede Woche eine Lektion Knabensprache. Es war einfach so und ich machte mir nicht gross Gedanken darüber. Währenddessen hatten die Mädchen Handarbeiten. Offenbar glaubte man, dass die Jungen mehr Sprachunterricht nötig hätten als die Mädchen. Vielleicht war es aber auch umgekehrt und man dachte, dass die Mädchen im Bereich Handarbeiten besonders viel können sollten. Ich kenne die Gründe nicht und wenn ich heute davon im Kollegium erzähle, gibt es von jüngeren Lehrpersonen ein überraschtes Schmunzeln und von älteren ein bestätigendes Nicken. Nun, diese Zeiten sind vorbei und die Lektionentafeln ist selbstverständlich seit einiger Zeit geschlechterneutral. Im Verlauf der Jahrzehnte hiess es dann jeder Unterricht ist Sprachunterricht, was die Bedeutung der Sprache unabhängig vom unterrichteten Fach ins Bewusstsein rückte. Es gab auch die Formulierung Deutschunterricht in allen Fächern und wurde später, als die Fächer ihre Fachsprache vermehrt in den Blick nahmen, zu Sprache in allen Fächern. Seit der Jahrtausendwende ist vom sprachsensiblen oder sprachaufmerksamen Unterricht die Rede und auch die durchgängige Sprachbildung wird oft zitiert. Ein Unterricht, der die Sprachförderung ins Zentrum stellt, ist heute ein klar definiertes, fächer- und stufenübergreifendes Anliegen.
Schulen mit einem hohen Anteil von Kindern mit Deutsch als Zweit- oder Drittsprache sind schon lange damit konfrontiert, dass viele Schülerinnen und Schüler dem Unterricht nur eingeschränkt folgen können, weil sie erst gerade Deutsch lernen. Der sprachliche Anschluss dieser Schülerinnen und Schüler in den verschiedenen Fachbereichen ist nur möglich, wenn der Erwerb der Schulsprache – damit ist die Sprache gemeint, in welcher gelernt und gelehrt wird – übergreifend und gezielt unterstützt wird. Wir sind folglich aufgefordert, sprachsensibel zu unterrichten, unsere eigene Sprachsensibilität zu entwickeln und das Bewusstsein dahingehend auszubauen, dass die Sprache im Fach ein entscheidender Faktor für das Verstehen und Durchdringen von Sachverhalten in allen Fächern ist. Und das gilt auch für Mathematik und Gestalten, selbst wenn es in diesen Fächern den Anschein macht, dass der sprachliche Anteil kleiner sein könnte, weil vor allem mit Zahlen und mit Händen gearbeitet wird.
Die Sprache ist ein Werkzeug des Denkens. Sie ist für den Aufbau von Logik und Vorstellungsvermögen und für das Folgern und Übertragen von Erkenntnissen auf andere Situationen entscheidend.
Denken und Sprache sind untrennbar miteinander verbunden. Wer viele Wörter versteht und Wendungen kennt, bildsprachliche Elemente einordnen kann und weiss, was Operatoren in Aufgabenstellungen für eine Bedeutung haben, hat nicht nur bessere Voraussetzungen zu verstehen, sondern auch optimalere Bedingungen zum Verarbeiten. Dazu gehören das Weiterdenken und sich eigene Vorstellungen machen, das neu Gehörte oder Gelesene (Bottom up) mit dem eigenen Wissen zu verbinden (Top down) und dabei ein persönliches, individuelles Verständnis von einem Sachverhalt aufzubauen (Konstruktivismus).
Zum Eintauchen und Vertiefen in das Thema «sprachsensibler Unterricht», sind folgende Lernvideos und Materialien sehr empfehlenswert:
- Hier wird erklärt und visualisiert wie sich Alltag-, Bildungs- und Fachsprache unterscheiden.
- Hier wird erklärt und visualisiert, was sprachsensibler Fachunterricht ist.
- Hier wird gezeigt, wie sprachsensibles Unterrichten im Sachunterricht in der Grundschule funktioniert.
- Hier geht es konkret um die sprachsensible Unterrichtsplanung auf der Makro- und Mikroebene.
- Hier wird die Wichtigkeit von Operatoren & Sprachhandlungen im naturwissenschaftlichen Unterricht besprochen.
- Die Seite Ideenset DaZ 2/3 der PHBern enthält viele Materialien zu Themen wie «Sprachbewusst unterrichten», «Scaffolding», «Fördern statt fordern» sowie einen Methodenpool.
Täglich werden im Fachunterricht hohe sprachliche Leistungen verlangt. Dabei sind die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, Aufgabenstellungen rezeptiv und produktiv zu lösen. Dazu braucht es in der Mündlichkeit eine gute Gesprächskompetenz und in der Schriftlichkeit eine ausgebaute Textkompetenz. Beide Kompetenzen sind hoch anspruchsvoll und nicht nebenbei erlernbar. Deshalb braucht es in jedem Fach eine spezifische sprachliche Förderung, bei der es nicht darum geht, das sprachliche Niveau zu senken, sondern die Hilfestellungen (Scaffolds) so aufzubereiten, dass die Aufgaben gelöst werden können. Auf der reichhaltigen Seite von Josef Leisen – er nennt sich «Grossvater des sprachsensiblen Unterrichts» – finden sich neben Informationen zu Methoden und Werkzeugen auch Hinweise zu Sprachbildung und Bildung, zum Lesen im Fachunterricht, zur Sprachdiagnose und zu Sprachfehlern und auch zur Aufgabenkultur: www.josefleisen.de/person
Die folgende Webseite ist vor allem für den 1. Zyklus empfehlenswert:
Dass im gesamten deutschsprachigen Raum das sprachsensible Unterrichten ein Thema ist, zeigt sich hier:
www.schule.at/schulthemen/sprachsensibler-unterricht-in-allen-faechern
Angebote der PHBern
Die PHBern unterstützt seit einigen Jahren die Schulen beim sprachsensiblen Unterricht.
Alle Angebote zum Thema sprachsensibler Unterricht