So funktioniert politische Bildung

Politische Bildung ist ein wichtiger Aspekt demokratischer Gesellschaften. Sie fördert Kompetenzen, die Menschen befähigen, aktiv und informiert am gesellschaftlichen und demokratischen Leben teilzunehmen. Doch wie gelingt dies?

Dieser Frage widme ich mich in diesem Blogbeitrag. Denn Schülerinnen und Schüler sollen politisch urteilsfähig und politisch handlungsfähig werden. Ich werde in meinen Ausführungen in aller Kürze das Wesentliche der Didaktik einer politischen Bildung auf den Punkt bringen, aktuelle Initiativen im Kanton Bern aufzeigen und dadurch einen Impuls für das Thema bieten.

Kompetenzen der politischen Bildung

Eine erste Idee für Lehrerinnen und Lehrer, die politische Bildung unterrichten wollen, ist die Kompetenzorientierung. Politische Bildung funktioniert mit Kompetenzmodellen und damit verbundenen Kompetenzvorstellungen. Davon gibt es mehrere.

Eine umfassende Auslegung ist der Referenzrahmen «Kompetenzen für eine demokratische Kultur» [1] des Europarats. Dieser zeichnet sich durch eine breite Abstützung internationaler Gremien aus. Eine andere für die Schweiz relevante Beschreibung bieten die Autorinnen und Autoren der Studie «die politische Bildung in der Schweiz» [2]. Sie nennen drei Dimensionen von Kompetenzen der politischen Bildung. Diese sind: a) politisches Wissen, b) politische Fähigkeiten und c) politische Einstellungen. Noch präziser und damit überzeugender sind die Herausgebenden der Tools zur politischen Bildung («PB Tools»). Sie identifizieren vier Kompetenzen. Es sind dies politische Sachkompetenz, Methodenkompetenz, Urteilskompetenz und Handlungskompetenz. Diese lassen sich in einem Bildungsziel relativ einfach auf den Punkt bringen. Auf die Frage, was das Ziel der politischen Bildung ist, wird im Kommentar zum Lehrmittel «Politik und Du» wie folgt geantwortet.

«Es soll die Lernenden für politische Fragen sensibilisieren und ihnen neben fundiertem Sachwissen auch ein methodisches Repertoire im Umgang mit Politik und gesellschaftlichen Fragen näherbringen. Die Lernenden sollen motiviert werden, ein differenziertes Urteil über politische Fragen zu fällen und im Idealfall als reflektierte, handelnde Akteure an politischen Prozessen zu partizipieren.» Auszug Lehrmittel Politik und Du (Stadelmann et al., 2019, S. 6 [3]) In dieser kondensierten Antwort finden sich auch die Kompetenzen der «PB Tools» wieder. Nebst einer Zielvorstellung gibt es eine curriculare Verankerung. Im Lehrplan 21 [4] findet sich die politische Bildung im Fachbereich RZG (RZG.8), als fächerübergreifendes Thema BNE und in den überfachlichen Sozialkompetenzen.

Verschiedene Initiativen

Zweitens: Damit politische Bildung funktioniert, muss sie auf verschiedenen Agenden einen hohen Stellenwert haben. Denn politische Bildung ist nicht nur bildungsrelevant, weil es Kompetenzmodelle gibt oder im Lehrplan 21 etwas dazu steht, sondern weil sie wichtig ist. Das zeigt sich in den verschiedenen Initiativen rund um das Thema. Politische Bildung hat neben den oben beschriebenen fachdidaktischen und curricularen Anforderungen auch eine gesellschaftliche Relevanz. So gibt es im Kanton Bern einen Vorstoss, der die politische Bildung thematisiert. Der Regierungsrat wurde von der Partei «die Mitte» beauftragt, sich zur politischen Bildung im Kanton Bern zu äussern [5]. Auch der Berufsverband Bildung Bern greift die politische Bildung vermehrt auf und organisiert Veranstaltungen zum Thema mit relevanten Akteuren aus der Politische Bildung. So haben Bildung Bern, «schweiz debattiert» und das «Polit-Forum Bern» gemeinsam eine Veranstaltung durchgeführt, um den Teilnehmenden einen Zugang zur politischen Bildung zu zeigen [6] . Auch der LCH hat 2023 das Thema am Schweizer Bildungstag «Politische Bildung und Demokratiekompetenz» [7] [8].
Das Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der PHBern schliesst sich mit der Wahl des neuen Leitthemas «Bildung und Demokratie» einem aktuellen Tenor an. Alle diese Initiativen unterstreichen die Relevanz der politischen Bildung.

Die PHBern und politische Bildung

Und drittens funktioniert politische Bildung auch deshalb, weil bewusste Impulse dem Thema einen hohen Stellenwert einräumen und die politische Bildung insgesamt davon profitiert. Mit dem Leitthema «Demokratie und Bildung» für das Weiterbildungs- und Dienstleistungsprogramm 2025/26 und 2026/27 setzt die PHBern beispielsweise einen Fokus auf die politische Bildung. Sie bietet Kurse, Anlässe und Formate an, die gezielt auf die Förderung von Kompetenzen der politischen Bildung abzielen. Damit trägt sie zur Stärkung der demokratischen Partizipation bei. Aktuelle Angebote wie «Wie funktioniert politische Bildung?» oder «Debattieren» sind zwei Beispiele für Weiterbildungsangebote für Lehrpersonen, die zeigen, wie die PHBern politische Bildung für Lehrpersonen praxisnah aufbereitet und mit wissenschaftsbasierten Ansätzen verknüpft. Ein besonderes Highlight einer Dienstleistung ist das IdeenSet «Politische Bildung», in dem Themen wie Raumplanung genutzt werden, um Schülerinnen und Schüler handlungsorientiert in politische Prozesse einzubinden. Dabei entwickeln sie Vorschläge zur Umgestaltung von Unorten zu Orten und treten in einen Dialog mit lokalen Entscheidungsträgern – eine praktische Umsetzung politischer Bildung, die durch Erlebnisse wirkt.

Fazit

Mit dem Leitthema wählt die PHBern einen thematischen Fokus, der bereits bestehende Angebote des Kursprogramms und Dienstleistungen sichtbar macht. Ergänzend dazu werden Weiterentwicklungen von Angeboten und Dienstleistungen sowie neuen Kooperationen mit externen Akteuren möglich. Dies fördert das Bildungsanliegen der politischen Bildung. Die PHBern leistet damit nicht nur einen Beitrag zur Weiterbildung von Lehrpersonen, sondern bietet auch Schülerinnen und Schülern sowie der breiten Öffentlichkeit vielfältige Möglichkeiten zur Förderung politischer Kompetenzen. Damit stärkt sie die Demokratie und fördert die aktive und informierte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Demokratie lebt von der Diskussion. Kommentiere deine Gedanken zum Thema. Wie stärkst du die Demokratie?

Bildung und Demokratie am Berner Bildungstag

Weitere Informationen zum Berner Bildungstag finden Sie hier:

Quellen

[1] Europarat. (2018). Descriptors of competences for democratic culture. Council of Europe.

[2] Zamora, P., Schafroth, C., & Röder, C. (2020, August). Die Politische Bildung in der Schweiz. Anny-Klawa-Morf-Stiftung. https://campusdemokratie.ch/studiepolitischebildung/

[3] Stadelmann, A., Ritzer, N., & Jost, K. (2019). Politik und du: Verstehen—Beurteilen—Handeln (2. Auflage). hep verlag.

[4] D-EDK (Hrsg.). (2016). Lehrplan 21: Lehrplan für die Volksschule des Kantons Bern (Gesamtausgabe 23.06.2016). Erziehungsdirektion des Kantons Bern.

[5] https://www.gr.be.ch/de/start/geschaefte/geschaeftssuche/geschaeftsdetail.html?gnumber=2024.RRGR.200

[6] https://www.bildungbern.ch/uploads/publikationen/Berner-Schule-06-2024.pdf

[7] https://www.bildungstag.ch/de/2023

[8] https://www.lch.ch/aktuell/detail/politische-bildung-in-der-schule-staerken

Der Beitrag gibt die Sicht der Autorin bzw. des Autors wieder.
Samuel Bärtschi ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der Pädagogischen Hochschule PHBern.

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