Offener Unterricht – aber wie?

Offene Lernformen fördern Selbstständigkeit, Motivation und individuelle Lernwege. Entdecken Sie praxisnahe Ansätze, mit denen offener Unterricht im Schulalltag gelingt.

Sie möchten Ihre Schülerinnen und Schüler dazu ermutigen, noch selbstständiger zu lernen, eigenständig Fragen zu stellen, Entdeckungen zu machen und ihr Lernen aktiver zu gestalten? Offene Lernformen bieten hierfür ein wirkungsvolles pädagogisches Konzept. Sie ermöglichen differenzierte Lernzugänge, fördern individuelle Interessen und Lernwege und tragen zur Entwicklung fachlicher und überfachlicher Kompetenzen – wie Selbstständigkeit, Kooperationsfähigkeit, Reflexionsvermögen und Problemlösekompetenz – bei (vgl. Meyer, 2010; Peschel, 2012).

In offenen Unterrichtsformen werden Schülerinnen und Schüler zu Expertinnen und Experten ihres eigenen Lernprozesses. Sie übernehmen Verantwortung, treffen Entscheidungen und erleben Lernen als sinnstiftend und wirksam. Für Lehrpersonen bedeutet dies, eine veränderte Rolle einzunehmen: vom Wissensvermittler hin zur Lernbegleitung, die anregt, unterstützt, beobachtet und gezielt Impulse setzt.

Vier Tipps, damit offener Unterricht gelingt

Damit offener Unterricht gelingt, braucht es eine systematische Einführung, klare Strukturen und gezielte Methoden. Hier einige konkrete Möglichkeiten, wie Sie offene Lernformen im Schulalltag umsetzen können:

Tipp 1: Gestalten Sie anregende Lernumgebungen – z. B. durch:

  • Reichhaltige Aufgaben, die verschiedene Lösungswege zulassen, Lebensweltbezug herstellen und zum Denken anregen (vgl. Reusser und Pauli, 2014).
  • Sitzgelegenheiten mit unterschiedlichen Qualitäten (z. B. Gruppenarbeitsbereiche, Rückzugsorte, Präsentationsflächen), um differenzierte Arbeitsformen zu ermöglichen.

Tipp 2: Fördern Sie die Reflexion des Lernprozesses – etwa mit:

  • Regelmässigen Reflexionsgesprächen in kleinen Lerngruppen
  • Wochenrückblicken mit strukturierten Reflexionskarten, die zur Selbstwahrnehmung und Zielsetzung anregen (z. B. „Was habe ich diese Woche neu gelernt?“, „Worauf bin ich stolz?“).

Tipp 3: Stärken Sie kooperative Lernformen – z. B. durch:

  • Die Placemat-Methode, bei der jede*r erst individuell denkt und schreibt, bevor die Gruppe ihre Gedanken in der Mitte bündelt.
  • Das Gruppenpuzzle, bei dem sich Lernende in Expertengruppen Wissen aneignen und es anschliessend in Stammgruppen weitergeben (vgl. Johnson und Johnson, 2009).

Tipp 4: Ermöglichen Sie echte Partizipation – etwa durch:

  • Einen regelmässigen Klassenrat, in dem Anliegen, Ideen und Konflikte der Klasse besprochen und gemeinsam gelöst werden.
  • Schulprojekte, bei denen Kinder und Jugendliche eigene Themen entwickeln, planen und umsetzen – begleitet durch gezielte Impulse und Reflexionsphasen.

Die PHBern bietet Unterstützung

Lassen Sie uns gemeinsam die nächsten Schritte gehen. An der PH Bern finden Sie vielfältige Weiterbildungsangebote zu offenen Lernformen, lernförderlichen Umgebungen, partizipativen Settings und Lernbegleitung. Gerne unterstützen wir Sie bei konkreten Fragen und Anliegen auch mit einem Unterrichtscoaching.

Quellen

Johnson, D. W., Johnson, R. T. (2009). Cooperation and the use of cooperative learning. In: Handbook of Research on Educational Administration.

Meyer, H. (2010). Was ist guter Unterricht? Berlin: Cornelsen Scriptor.

Peschel, M. (2012). Offener Unterricht: Idee – Realität – Perspektiven. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.

Reusser, K., Pauli, C. (2014). Reichhaltige Aufgaben im Unterricht: Merkmale, Funktionen und Beispiele. In: Unterrichtswissenschaft, 42(1), 1–22.

Der Beitrag gibt die Sicht der Autorin bzw. des Autors wieder.
Delia Decurtins ist Dozentin am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der Pädagogischen Hochschule PHBern.

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