Mach (k)ein Theater!

Erfahren Sie in diesem Blogbeitrag, weshalb Theater die personale und soziale Kompetenz von Schüler*innen fördert und wie Sie Theater konkret in Ihrem Unterricht nutzen können.

„Mach kein Theater“ – diese Redewendung wird oft verwendet, um jemanden zu ermahnen, nicht übertrieben emotional oder dramatisch zu reagieren. Haben Sie sich auch schon ertappt dabei, dass Sie diesen Satz zu einer Schülerin, einem Schüler sagten? Oder zumindest dachten?

Fakt ist aber: ein „Theater machen“ lohnt sich: es fördert soziale Kompetenzen und bietet die Möglichkeit, die eigenen Gefühle zu erkunden.

Warum "Theater machen" sich lohnt

Emotionale Ausdrucksformen und dramatische Darstellungen sind wichtige Aspekte der menschlichen Kommunikation. Besonders im schulischen Kontext kann es wertvoll sein, Schülerinnen und Schülern Raum zu geben, ihre Gefühle und Kreativität auszudrücken. Theater in der Schule bietet genau diese Möglichkeit und fördert viele Fähigkeiten. Insbesondere die überfachlichen Kompetenzen finden in Theaterprojekten und dem Einsatz von theatralen Methoden im Unterricht eine hohe Gewichtung. Im Zyklus 1 finden sich diese in den entwicklungsorientierten Zugängen als Brücke zum fachlichen Unterricht.

Sieben Gründe für Theater im Unterricht

  1. Förderung der Kreativität: Theater bietet Lernenden die Möglichkeit, ihre kreativen Fähigkeiten zu entwickeln. Sie lernen, Geschichten zu erzählen, Charaktere zu erschaffen und ihre Fantasie zu nutzen.
  2. Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten: Durch das Theaterspiel und das Arbeiten in Gruppen verbessern Schülerinnen und Schüler ihre verbalen und nonverbalen Kommunikationsfähigkeiten. Sie lernen, klar und effektiv zu kommunizieren.
  3. Stärkung des Selbstbewusstseins: Auf der Bühne zu stehen und vor anderen zu sprechen, kann das Selbstbewusstsein der Lernenden erheblich stärken. Sie lernen, sich selbst zu präsentieren und ihre Meinung zu äussern.
  4. Förderung der Teamarbeit: Theater ist eine kollaborative Kunstform. Die Lernenden müssen zusammenarbeiten, um ein Stück erfolgreich auf die Bühne zu bringen. Dies fördert Teamarbeit und soziale Fähigkeiten.
  5. Kulturelle Bildung: Theaterstücke können historische, kulturelle und gesellschaftliche Themen behandeln. Dies hilft den Lernenden, ein besseres Verständnis für verschiedene Kulturen und Epochen zu entwickeln.
  6. Emotionale Intelligenz: Durch das Spielen verschiedener Rollen und das Erleben unterschiedlicher Emotionen entwickeln Schülerinnen und Schüler ihre emotionale Intelligenz. Sie lernen, Empathie zu zeigen und die Gefühle anderer besser zu verstehen.
  7. Spass und Freude: Theater macht Spass und bietet eine methodische Abwechslung zum traditionellen Unterricht. Es kann die Motivation und das Engagement der Schüler erhöhen.

Praxisbeispiel: Rollenspiel im Unterricht

Theater ist nicht explizit im Lehrplan implementiert. Doch Rollenspiel und Spiele zur Förderung der sozialen und personalen Kompetenz finden sich als Methodenvorschläge in den gängigen Lehrmitteln. Mit szenischen Experimenten, Übungsanleitungen und Erfahrungen aus der Lebenswelt der Lernenden lassen sich viele Themen spielerisch erkunden und gestalten. Die Erfahrungen aus den szenischen Experimenten können von den Schülerinnen und Schülern in den Alltag transferiert und/oder für eine Theaterproduktion weiterentwickelt werden. Untenstehend ein konkretes Beispiel für ein solches szenisches Experiment. Los geht’s:

Alle versammeln sich im Kreis. Gestartet wird mit der Frage: «Wann wart ihr das letzte Mal wütend, traurig, glücklich, enttäuscht, oder stolz?» Alle überlegen sich das still für sich. Danach wird ein Gefühl ausgewählt. Dieses wird im Kreis nonverbal, mit Einsatz von Mimik und Gestik, weitergegeben. Zuerst beginnt es ganz klein, dann wird es immer mehr gesteigert– so lange, bis es nicht mehr grösser werden kann. Dann wird das Gefühl wieder schrittweise verkleinert dargestellt.

Danach verteilen Sie jeweils eines der Gefühle verdeckt an Ihre Lernenden. Nonverbal suchen sich nun die ‘gleichen Gefühle’. Lassen Sie sie in diesen Kleingruppen dazu eigene kleine Szenen entwickeln und diskutieren Sie nach der Präsentation der Szenen, wie es den Beteiligten dabei ging. Wann stehen welche Gefühle im Vordergrund? Was löst sie aus?

Haben Sie selbst Erfahrungen mit Theater in der Schule gemacht oder beobachten Sie, wie es den Schülerinnen und Schülern hilft, sich auszudrücken? Dann schreiben Sie das gerne in die Kommentare.

Infobox

Alle Kursangebote zum Thema Theater und Tanz finden Sie in der Weiterbildungssuche der PHBern.

Quellen

Hausheer, Andreas; Högger, Dominique; Jenni Mureille u.a.(2022): Konflikten eine Bühne geben. Experimentierräume für Theaterspiel und Konfliktlösekompetenz. Verlag Zytglogge, Basel.

Entwicklungsorientierte Zugänge im Lehrplan 21 des Kantons Bern: Lehrplan 21.

Die Begleithefte „Die Ideenreichen“ zum Lehrmittel „Die Sprachstarken“ eröffnen neue Möglichkeitsräume, in denen die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrperson angeregt werden, sich kreativ spielend mit den Inhalten der „Sprachstarken“auseinanderzusetzen.

Der Beitrag gibt die Sicht der Autorin bzw. des Autors wieder.
Sibylle Heiniger ist Dozentin am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der Pädagogischen Hochschule PHBern.

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