Fünf Gründe für das Draussenlernen in der Weiterbildung

Von kreativem Denken bis zu nachhaltigem Handeln: das Lernen draussen in der Natur hat zahlreiche Vorteile. Warum sich das Draussenlernen nicht nur für Kinder und Jugendliche lohnt, sondern auch in der Erwachsenenbildung gewinnbringend ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Manfred Kuonen

Dieser Blogbeitrag entstand in Zusammenarbeit mit Guido Heller.


Die heutige Welt ist von Technologie und Bildschirmen geprägt. Selbst um Lernangebote wahrzunehmen, müssen wir unsere vier Wände oft nicht mehr verlassen. Wir können beispielsweise bequem von zu Hause oder vom Büro aus einem Online-Kurs folgen. Zusätzlich zu dieser Entwicklung gewinnt das Draussenlernen an Bedeutung, nicht nur in der schulischen Bildung, sondern auch in der Erwachsenenweiterbildung. Es liegt auf der Hand, dass die evidenzbasierten, positiven Wirkungen vom Lernen in der Natur auch das Lernen der Erwachsenen fördern können.

Forschungsergebnisse zeigen, dass Erwachsene, welche an Outdoor-Lernaktivitäten teilnehmen, sowohl eine verbesserte kognitive Leistungsfähigkeit als auch eine erhöhte intrinsische Motivation aufweisen. Von Au und Jucker (2022) präsentieren in ihrem Sammelband eine Fülle von neuen Forschungsergebnissen und Praxiseinblicken zur Wirksamkeit des Draussenlernen.

Hier sind fünf Gründe, warum Draussenlernen auch für Erwachsene gewinnbringend ist:

1. Kreatives Lernen

Der Aufenthalt in der Natur unterstützt uns darin, offen zu sein in unserer Wahrnehmung. Die unterschiedlichen Reize, die auf uns treffen, aktivieren zahlreiche Bereiche des Hirns, was zu einer vernetzten Wahrnehmung führt. Das metaphorische Denken wird in Naturräumen unterstützt. Die Natur bietet dabei eine Vielzahl von Bildern, die das Generieren von kreativen Ideen oder Lösungsmöglichkeiten fördern. Die Natur wirkt dabei gleichzeitig inspirierend und entspannend. Die Möglichkeit neue Perspektiven zu entdecken, ist in der Natur deutlich grösser als in einem geschlossenen Raum, da sich die Menschen vermehrt bewegen und abwechslungsreiche, dreidimensionale Umgebungen auf sie wirken.

2. Ganzheitliches Lernen

Outdoor-Lernen ermöglicht eine ganzheitliche Entwicklung von Kompetenzen. Die vielen Sinneserfahrungen in der Natur wirken bei der Auseinandersetzung mit einem Thema oder einem Lerngegenstand ausgeglichen auf Kopf, Herz und Hand. Mentale Arbeit wird verbunden mit Ge-«Fühlen», Sinneswahrnehmungen und konkreten Handlungen. Es müssen nicht nur sogenannte Outdoor-Skills sein, die im Freien bearbeitet werden. Auch Themen mit einem gewissen Abstraktionsgrad oder soziale Themen können beim Draussenlernen bearbeitet werden.

3. Gesundes Lernen

Eine natürliche Umgebung reduziert das Stressempfinden eines Menschen. Frische Luft und Bewegung wirken aktivierend und belebend. Den verschiedenen Witterungseinflüssen ausgesetzt zu sein härtet ab und macht widerstandsfähig. Wer einen Tag lang aktiv im Freien arbeitend, lernend, entwickelnd, austauschend oder forschend unterwegs ist, wird am Abend eine gesunde Müdigkeit empfinden und gut schlafen können. Der Aufenthalt in der Natur hat eine positive Auswirkung auf die psychische Gesundheit und fördert das körperliche Wohlbefinden.

Bild: Guido Heller

4. Soziales Lernen

Lernen passiert idealerweise in Form von Beziehungsaufbau. Es ist bekannt, dass Lernende optimal lernen in einem sozialen Umfeld, in dem sie sich wohl, aufgehoben, gesehen und wertgeschätzt fühlen. Forschungsergebnisse zeigen, dass die Sozialkompetenz beim Draussenlernen besonders gut gefördert werden kann. Es bietet mannigfaltige Interaktionsmöglichkeiten, um soziales Handeln zu üben und zu thematisieren. Durch das gemeinsame Erleben in der Natur werden zwischenmenschliche Beziehungen gestärkt sowie die Teamarbeit und Kommunikationskompetenz gefördert.

5. Nachhaltiges Lernen

Der Aufenthalt in der Natur kann uns je nach Wetter und Setting an den Rand unserer Komfortzone bringen. Die produktivste Zone ist da, wo wir ein gewisses Wagnis eingehen müssen, wo wir noch nicht wissen, wie wir mit einer neuen Situation umgehen, wo wir eine neue Perspektive einnehmen müssen, wo wir neue Techniken, Theorien oder Standpunkte kennenlernen. Die Menschen werden beim Draussenlernen dahin begleitet, dass sie ihre persönliche Komfortzone ausdehnen. Wer sich in der Natur aufhält, da arbeitet und soziale Kontakte erlebt, vertieft die Beziehung zu ihr, erlebt sie hautnah mit allen Sinnen und verstärkt das Verständnis ihrer Kreisläufe. All dies fördert die Wertschätzung, eine Haltung der Sorgfalt und das Verantwortungsbewusstsein der Natur gegenüber. Sind diese Faktoren gegeben, steigert dies die Nachhaltigkeit des Lernens.

Insgesamt zeigen diese Gründe, dass Draussenlernen auch in der Erwachsenenweiterbildung zahlreiche Vorteile bietet, die über die traditionellen Lernmethoden hinausgehen. Dies wollen wir uns auch in der Weiterbildung für Führungskräfte zu Nutze machen. Führungskräfte sind oft allein, haben wenig Austauschmöglichkeiten und sind durch das operative Geschäft dermassen eingebunden, dass Kreativität, Ganzheitlichkeit, Gesundheit, Soziales, und Nachhaltigkeit zu kurz kommen. Im diesjährigen Fenster zur Führung (8.7.2024) wollen wir Gelegenheit bieten, die Vorteile des Draussenlernen selbst auszuprobieren. Selbstwertbasierte Führung als Anwendung der Neuen Autorität eignet sich vorzüglich, um in einem Outdoor-Setting bearbeitet zu werden.

Auch für Lehrpersonen bieten wir Angebote an, in denen sie Ideen für das Draussen-Unterrichten erhalten. Diese finden Sie hier.

Quellen

  • Von Au, J. & Jucker, R. (2022). Draussenlernen. Neue Forschungsergebnisse und Praxiseinblicke für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung. Bern: hep Verlag AG
  • Draussen lernen – in und mit der Natur. Stiftung Silviva. https://www.silviva.ch/ (abgerufen am 12.2.2024)
  • Titelbild: Aufnahme von Guido Heller
Der Beitrag gibt die Sicht der Autorin bzw. des Autors wieder.
Manfred Kuonen ist Leiter Zentrum für Schulführung und Schulentwicklung am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der Pädagogischen Hochschule PHBern.

Guido Heller ist Coach und bietet systemisches In-und Outdoorcoaching und Schulentwicklungen an.

Mehr über Guido Heller

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