G3st4lt3n h4ck3n: Kreativität braucht Experimente

Wie werden Sie und Ihre Schülerinnen und Schüler durch experimentelle Herangehensweisen im Gestaltungsunterricht angeregt, unbekannte Sichtweisen zu entdecken? Betreten Sie das Terrain kreativitätsfördernder Experimente.

Experimentelles Arbeiten fördert Neugier und Eigeninitiative – zentrale Kompetenzen für Bildung, Beruf und Alltag. Und ganz nebenbei arbeiten Sie dank Zeichen, Formen und Sprache fast automatisch fächerübergreifend. Es regt zum Ausprobieren, Verwerfen und Verändern an und fördert so die Kreativität. Nur wer wagt, etwas Neues auszuprobieren, kann kreative Lösungen entwickeln. Jedes Experiment verlangt Offenheit für unerwartete Ergebnisse und neue Denkwege.

Kreieren und Experimentieren

Wer im Netz nach der Wortherkunft des Begriffs kreieren sucht, findet unter anderem folgende Erläuterung: 
«kreieren Vb. ‘ernennen, erwählen’, entlehnt (15. Jh.) aus lat. creāre‘(er)schaffen, (er)zeugen, (er)wählen’ […] Kreation f.‘Modeschöpfung, Modell, künstlerische Schöpfung, Erschaffenes’ (20. Jh.) […] kreativ Adj. ‘schöpferisch’, Entlehnung (19. Jh.) von gleichbed. engl. Creative …» (Pfeifer et al., o.D.-c, Abschnitt kreieren, …) 

Das Experiment widmet sich als solches einem Zusammenhang, der Unklarheiten aufwirft. Mit gezieltem Vorgehen soll dieser untersucht werden. Experimentieren orientiert sich entsprechend nicht an bestehendem Wissen oder bereits vorhandenen Objekten. Mit dem Experiment wird somit Neuland betreten (Stettler, 2023). 

Dieser Blogbeitrag fokussiert die gegenseitige Beziehung zwischen Kreativität und Experiment. Erweitern Sie Ihren Erfahrungshorizont und entdecken Sie Unbekanntes am Beispiel von Leetspeak.

Wissen Sie, was Leetspeak ist?

D4NN L353N 513 D1353N BL06!  
(Auch wenn Sie es wissen, sind Sie dazu eingeladen den Beitrag weiterzulesen.) 

Lösen Sie sich von der Vorstellung, dass Zahlen Zahlen sind. Haben Sie Mut zum Entdecken und lassen Sie sich auf Unvorhergesehenes ein. Nehmen Sie sich die Zeit, anders zu denken. Wörter können beispielsweise anders angeordnet werden und Zahlen lassen sich als Buchstaben lesen. Dadurch entstehen spannende Perspektivenwechsel. 

Definiton Leetspeak

«In Leetspeak werden Buchstaben durch ihnen ähnlich aussehende Ziffern oder Sonderzeichen ersetzt. […] Leetspeak entwickelte sich zunächst als (Geheim-)Sprache der G4m3r. Heute findet sich Leetspeak an verschiedenen Stellen im Internet. Damit lassen sich Wortfilter umgehen und Passwörter sicherer machen.» (Museum für Kommunikation Nürnberg, o.D.-a)

Neues erschaffen – eigene Kreationen

Was kann mit Zahlen noch ausgedrückt werden? Experimentieren Sie mit Leetspeak in Ihrem Unterricht. 

Schon das Chiffrieren und Dechiffrieren kann spannend sein. Aber grundsätzlich gilt am Anfang natürlich: Wie funktioniert Leetspeak? Wurden bereits Muster entdeckt? 
Lassen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler folgenden Satz entziffern – entZIFFERn: 
1ch g3h3 1n d3r Schw31z zur Schul3. 

Dann steigern Sie die Schwierigkeit: 
1n d3r Schw31z d4u3rt d13 V0lksschul3 1nsg3s4mt 3lf J4hr3.

Nun sollen die Schülerinnen und Schüler ihre ersten Gedanken und Ideen aufschreiben und austauschen. Hierzu eignen sich kooperative Lernformen. Welche Muster lassen sich entdecken? 

Falls das zu einfach war, gibt es eine Variante für Gehirnakrobatinnen und Gehirnakrobaten – also für jene, die es gerne etwas anspruchsvoller haben: 

1|| d3r 5chw31z d4u3r7 d13 /0|_|<$$ ch()|_3 1||$93$4|.|7  3|_f  j4#r3. 
*Die Dechiffrierhilfe finden Sie am Schluss des Blogbeitrags. 

Wenn die Schülerinnen und Schüler den Leetspeak-Schlüssel erkannt haben, können sie eigene Sätze in Leetspeak übersetzen. 

Ist diese maximale Anwendung von Leetspeak mit Sonderzeichen gefestigt, erfolgt ein weiterer Schritt im experimentellen Handeln:  
Die Schülerinnen und Schüler können eigene Wortbilder-Bildworte, Logos oder kurze Bildergeschichten erfinden.  

Beispielaufgabe: Kreiere einen Fisch ausschliesslich mit Sonderzeichen und Buchstaben. Benenne anschliessend den Fisch in Leetspeak. 

Quelle: eigene Darstellung  

L4ch5

Weitere Ideen für Leetspeak-Bilder: 

  • Namen der Schule 
  • Quartier/Dorf/Stadt 
  • Hobby 
  • Freizeit-Klub (Sportverein, etc.)
     

Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler mit den verschiedenen Schriftarten und Schriftgrössen experimentieren. Erkunden Sie, welche Schriftarten besser geeignet sind und welche weniger. 

Tipp: Die Buchstaben und Sonderzeichen in der analogen Varianten kopieren und ausschneiden. So lassen sich die einzelnen Elemente als Kongruenzabbildungen im Sinne von mathematischen Musterbildungen verschieben und rotieren. PowerPoint bietet ähnliche Möglichkeiten im digitalen Raum.   

 /‾\/‾\ 
   \    / 
      V 

Werden Sonderzeichen integriert, ergeben sich noch mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Schauen Sie sich zur Inspiration die Vielfalt an verschiedenen Klammern an: 
( ), { }, [ ], 〔 〕,【 】, ❬ ❭, ⎡ ⎤, ⎛ ⎞, ⎨ ⎬… 

Abschliessend noch ein Impuls für den MI-Unterricht: Entwickeln Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern ein Tool (z. B. JavaScript), das Wörter und Sätze in Leetspeak übersetzt. Oder trainieren Sie eine KI mit einer eigenen Leetspeak-Geheimschrift. 

V13l 5P455 b31m 3xp3r1m3nt13r3n und 63574l73n m17 L3375p34k! 

* Dechiffrierhilfe: 

  • In → 1|| 
  • der → d3r 
  • Schweiz → 5chw31z 
  • dauert → d4u3r7 
  • die → d13 
  • Volksschule → /0|_|<$$ch()|_3 
  • insgesamt → 1||$93$4|.|7 
  • elf → 3|_f 
  • Jahre → j4#r3 

Angebote zum Thema

Quellen:

Erziehungsdirektion des Kantons Bern (2016). Lehrplan 21. Gesamtausgabe Kanton Bern. https://be.lehrplan.ch/container/BE_DE_Gesamtausgabe.pdf 
 

Freygarten, S. & Strunk, M. (2017). Komplementäre künstlerische Strategien. HPB University Press Berlin. 

Leetspeak. (o.D.-a).https://www.mfk-nuernberg.de/wp-content/uploads/museum-fuer-kommunikation-nuernberg-leetspeak-tabelle.pdf 

Leetspeak. (o.D.-b). https://home.uni-leipzig.de/kamieth/leetspeak.html 

Pfeifer, W. et al. (o.D.-c). Kreieren,. In: Pfeiler, W., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. https://www.dwds.de/wb/etymwb/kreieren [abgerufen am 05.09. 2025]. 

Wikipedia-Autoren. (2025, 19. Februar). Leetspeak. https://de.wikipedia.org/wiki/Leetspeak [abgerufen am 05.09.2025]. 

Der Beitrag gibt die Sicht der Autorin bzw. des Autors wieder.
Franziska Keusen ist Dozentin am Institut Primarstufe der Pädagogischen Hochschule PHBern.
Sandro Fiscalini ist Dozent am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der Pädagogischen Hochschule PHBern.
Sina Schärer ist Dozentin am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der Pädagogischen Hochschule PHBern.

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